Bereits kurz nach dem Mauerfall entstand der Kontakt zwischen der Ed. Züblin AG und der damaligen Stahl- und Komplettbau GmbH Hosena (Stakom). Recht schnell war die Ed. Züblin AG überzeugt von den Kompetenzen und den Erfahrungen des Stahlbaubetriebes in Hosena und erklärte sich kurzerhand dazu bereit, dieses Unternehmen von der Treuhandgesellschaft zu erwerben. Dieses Vorhaben wurde jedoch durch die Interessen der Muttergesellschaft, der Stakom, behindert. Im abgestimmten Zusammenwirken zwischen dem ZÜBLIN-Vorstand, hier insbesondere vertreten durch Herrn Prof. Nußbaumer, und der Geschäftsführung der Stakom gelang dann zum 01. Januar 1992 die Übernahme im Zuge eines Kaufs von der Treuhand.
Starke Menschen in schwierigen Zeiten
Die Stakom brachte gut ausgebildete und motivierte gewerbliche Mitarbeiter in „die Ehe“ ein. Allerdings mangelte es an qualifiziertem Personal im technischen Bereich. Die technologische Ausstattung entsprach ebenfalls nicht den geänderten wirtschaftlichen Anforderungen an einen leistungsstarken Stahlbaubetrieb. Die personellen Defizite zu beseitigen, notwendige Modernisierungsmaßnahmen umzusetzen und gleichzeitig den neuen Anforderungen gerecht zu werden, war für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Zusammen gelang es, diese ersten schwierigen Jahre erfolgreich zu meistern – mit der Geduld und dem Vertrauen des ZÜBLIN-Vorstandes einerseits sowie dem unbedingten Leistungswillen der Hosenaer Mitarbeiter andererseits.
Zum Zeitpunkt des Kaufs durch ZÜBLIN haben wir die Spielregeln nicht gekannt, sollten aber das Spiel gewinnen.
Ullrich Pfabe
ehemaliger Geschäftsführer der ZÜBLIN Stahlbau GmbH
Von Südbrandenburg nach ganz Europa
Aufträge akquirierten die Hosenaer Stahlbauer bald schon im Industrie- und Anlagenbau und erwarben dabei, ausgehend vom Bau von Müllverbrennungsanlagen, eine besondere Expertise im Bau von Kraftwerken. Sehr nützlich erwies sich auch die Entscheidung, umfassendes Know-How für Industriefassaden aufzubauen und dieses Gewerk bis hin zu einem eigenständigen Geschäftszweig zu entwickeln.
ZÜBLIN
An die Fassade für das finnische Kernkraftwerk Olkiluoto werden nicht nur qualitativ, sondern auch konstruktiv höchste Anforderungen gestellt.
Ab dem Jahr 2005 war die ZÜBLIN Stahlbau GmbH am Bau zahlreicher Großkraftwerke beteiligt. Ein gigantisches Kapitel für sich – und eine hervorragende Referenz – war das Projekt im finnischen Olkiluoto. Für den dort weltweit größten Druckwasserreaktor lieferte und montierte ZÜBLIN Stahlbau ab dem Jahr 2007 mehr als 30.000 Quadratmeter Fassadenkonstruktionen sowie reichlich 5.500 Tonnen Stahlkonstruktionen.
Weitere anspruchsvolle Kraftwerksprojekte waren:
- für den Stammkunden Siemens das Steinkohlekraftwerk in Lünen (ergänzend für IHI/AE&E) sowie zahlreiche GuD-Anlagen, u.a. in Ludwigshafen, Karstö (Norwegen), Toul (Frankreich), Malzenice (Slowakei), Knappsack, Irsching, Lausward – jeweils Stahlbau und Fassade
- Braunkohlekraftwerke für Vattenfall in Boxberg und Moorburg – Stahlbau
- Steinkohlenkraftwerke für RWE in Hamm und Eemshaven (Niederlande), für die Alstom in Hamm und Sostanj (Slowenien) – Stahlbau sowie für die E.ON in Datteln – Fassaden.
Die Hosenaer Stahlbauer haben jedoch nie den übrigen Stahlbaumarkt aus den Augen verloren und stets auch mit besonders anspruchsvollen Projekten Erfolge verzeichnet, z.B. mit
- der 170 Meter frei spannenden Überdachung der Mülldeponie in Kölliken (Schweiz)
- der Errichtung eines Hallenkomplexes für Bavaria-Yachts in Giebelstadt in rekordverdächtiger Bauzeit von nur 3 Monaten (Beauftragung bis Fertigstellung) oder
- der Bearbeitung diverser Projekte im Chemieanlagenbau.
ZÜBLIN
Für „Bavaria Yachts“, den bekannten Händler für Segelyachten und Motorboote, entstand ein Hallenkomplex in kürzester Zeit.
ZÜBLIN
Mülldeponie Kölliken (Schweiz), eine Überdachung über die gesamte Mülldeponie mit einer Spannweite von 170 Metern.
Nicht zu vergessen sind die beiden spektakulären und jeweils mit dem Europäischen Stahlbaupreis ausgezeichneten Projekte:
- „Amager-Bakke“, eine Müllverbrennungsanlage mit Skipiste im Hafen Kopenhagens und
- die „World of Sports“ am Adidas-Campus in Herzogenaurach, bei der die Rohbaukonstruktion mit einem Gewicht von ca.11.000 Tonnen und Abmessungen von 130×130 Metern komplett mit einem computergesteuerten Hubsystem um ca. 11 Meter angehoben wurde.
„Amager-Bakke“ leuchtet noch heute atemberaubend in der Abenddämmerung.
ZÜBLIN
Die moderne „World of Sports“-Arena mit einer Rohbaukonstruktion aus Stahl dient als Schaltzentrale des fränkischen Weltkonzerns.
Stahlbrückenbau mit Zukunftspotenzial
Der rückläufigen Nachfrage im Großkraftwerksbau folgend, erweiterte die ZÜBLIN Stahlbau GmbH ihr Leistungsportfolio um den Stahlbrückenbau. Mit dem Erwerb der „NE Sander Eisenbau“, einem traditionell auf die Verarbeitung von Grobblechen spezialisierten Unternehmen, erwarb man 2011 gleichzeitig deren Kompetenzen bei der Fertigung von Brückenkonstruktionen. Am Standort dringend notwendige Investitionen, bis 2018 ca. 16 Millionen Euro, sorgten zugleich für eine innovative und hochmoderne Ausstattung der bei Wilhelmshaven gelegenen Fertigungsstätte. Diese ermöglicht ZÜBLIN Stahlbau, maximal straßengängige Bauteile von bis zu 120 Tonnen Gewicht bzw. bis zu 55 Metern Länge am Stück zu fertigen. Als gefragtes Standartprodukt etablierten sich Trogbrücken für die Deutsche Bahn in allen Variationen. Gleichzeitig sind große Verbund-Fertigteil-Träger ein fester Leistungsbestandteil. Das belegt die Lieferung und Montage von ca. 6.000 Tonnen Trägerkonstruktionen für die Erweiterung der K-20-Hochstraße in Hamburg, mithin der längsten Straßenbrücke Deutschlands.
ZÜBLIN Stahlbau GmbH
Tonnenschwere Stahlträger wurden zur Erweiterung der längsten Straßenbrücke Deutschlands von der ZÜBLIN Stahlbau GmbH produziert, transportiert und montiert.
Zu den Aufträgen der ZÜBLIN Stahlbau GmbH zählen ebenso Stabbogen- und Fachwerkbrücken wie zum Beispiel die Bahnbrücke über die A 70 bei Schweinfurt. Solche Stahlbrücken sind fester Bestandteil im Produktportfolio. Dazu zählen auch Großbrücken, wie das Kreuzungsbauwerk der A 44 am Autobahnkreuz Aachen. Die sogenannte Überflieger-Brücke befahren täglich hunderttausende Autos.
Durch die Kombination aus umfassendem Wissen, starken Fähigkeiten der Mitarbeiter:innen und einer konstruktiven, zwischen Sande und Hosena standortübergreifenden Zusammenarbeit ist ZÜBLIN Stahlbau heute ebenso für Brücken ein am Markt geschätzter Partner. Und auch dem eigenen Anspruch, vor allem mit technisch komplexen Projekten erfolgreich zu sein, werden die „Stahlbrückenbauer“ mittlerweile gerecht. Dies zeigt eindrucksvoll die dreidimensional gekrümmte, einhüftige Schrägseilkonstruktion der „Talbrücke Schorgast“.
ZÜBLIN Stahlbau GmbH
Die „Talbrücke Schorgast“ fügt sich harmonisch in die Landschaft ein.