Den Auftrag zum Bau des Getreidesilos im Straßburger Rheinhafen bekommt Eduard Züblin im Februar 1899, nicht einmal ein Jahr nach Gründung der Firma. Die Ausführung muss er sich aber mit einer anderen Größe des Betonbaus teilen, dem Wettbewerber Wayss & Freytag. Ein Prinzip, das Eduard Züblin akzeptiert, da ihm bewusst ist, dass sowohl die Größe künftiger Projekte als auch eine fachliche Zusammenarbeit in der noch jungen Disziplin des Eisenbetonbaus Kooperationen unverzichtbar machen.
ZÜBLIN
Die Trichter der am Stück in armiertem Beton ausgeführten Silozellen sind gut zu erkennen.
Züblin reizt mutig die Möglichkeiten des Bauens mit Eisenbeton aus
Als Züblin den Auftrag bekommt, sind seine Planungen schon weit fortgeschritten, ein von ihm signierter Plan trägt das Datum vom 4. Februar 1899. Das Besondere an seiner Konstruktion: Die Wände und die sich nach unten verjüngenden Trichter der einzelnen Silozellen sind aus einem Guss gefertigt – eine konstruktive und statische Meisterleistung. Das erste Zellensilo dieser Dimension im damaligen Deutschland wird noch 1899 fertiggestellt und fasst 8.000 Tonnen Getreide. Im Gegensatz zur bautechnischen Innovation huldigt das Bauwerk mit seinen Ziergiebeln und Zinnen äußerlich dem Zeitgeist des verspielten Jugendstils. Eine neue Ästhetik des Betonbaus wird Züblin schon bald bei seinen ersten Brückenbauten realisieren.
Die einzelnen Silozellen [sind] in ihrer statischen Komplexität vom Konstrukteur wieder eher intuitiv erfasst und noch heute bewunderungswürdig.
ZÜBLIN 100 Jahre Bautechnik 1898–1998