Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 startet im September der Bau der Reichsautobahnen mit dem ersten Teilstück von Frankfurt nach Darmstadt. Bis Kriegsende werden in Deutschland 3.800 Autobahnkilometer fertiggestellt, rund 400 davon von STRABAG oder ihren Tochterunternehmen. ZÜBLIN ist ebenfalls am Autobahnbau beteiligt, vornehmlich mit dem Bau von Brücken, Unterführungen und anderen Ingenieurbauten.
STRABAG
Beim Autobahnbau leben viele Arbeiter mit ihren Familien in Wohnwagen direkt an der Baustelle.
Obwohl eigentlich Vorreiter in Sachen Teer- und Asphaltbau, entwickelt das Zentrallabor der STRABAG ab Anfang der 1930-Jahre Betondecken für den Straßenbau. Aufgrund der Knappheit von Mineralölprodukten wird der Großteil der neuen Autobahnen als Betonstraße ausgeführt. Arbeitskräfte werden in jener Zeit größtenteils über den Reichsarbeitsdienst oder die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung rekrutiert, die zahlreiche Männer ungeachtet ihrer fehlenden Qualifikation auf die Baustellen schicken.
Projekte für das Militär
Nach Kriegsausbruch geht der Autobahnausbau stark zurück, es folgen Bauaufträge für militärische Zwecke. 1938 lässt das Regime in einem Gewaltakt den sogenannten Westwall und nach der Besetzung Frankreichs den Atlantikwall errichten. Der bisherige Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen, Fritz Todt, wird zum Leiter der „Bauorganisation für militärische Anlagen“ (kurz Organisation Todt oder OT) ernannt und organisiert das Mammutvorhaben mit Tausenden von Bunkern. STRABAG errichtet in den Rückräumen der Fronten Zufahrts- und Verbindungsstraßen sowie Startbahnen. Hier kommen vor allem die neu entwickelten Vermörtelungsgeräte zum Einsatz, während Flugfelder in den rückwärtigen Gebieten nach wie vor in der traditionellen Betonbauweise ausgeführt werden.
ZÜBLIN erhält Aufträge zum Bau von Kasernen, Lagerhallen und Kaianlagen und wird in den Kriegsjahren u.a. zum Bau einer Start- und Landebahn für den Flughafen Frankfurt und einer auf Senkkästen gegründeten U-Boot-Schleuse im Hafen von Bordeaux verpflichtet.
STRABAG
Wie hier in Frankreich baut die STRABAG während des Kriegs etliche Startbahnen, meist in der neuen Vermörtelungstechnik.
STRABAG
U-Boot-Schleuse im Hafen von Bordeaux, 1943
Ein unrühmliches Kapitel
Für ihre Aktivitäten in der NS-Zeit können deutsche Bauunternehmen nicht geltend machen, sie hätten sich lediglich einem unabwendbaren Schicksal gefügt. Kontakte vieler Unternehmen reichten bis in die Führungsetagen des Regimes und zu Entscheidungsträgern in den zuständigen Ministerien. Die Organisation Todt macht sich mit dem menschenverachtenden Einsatz von Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen auf den Baustellen schwerer Kriegsverbrechen schuldig.
STRABAG und ZÜBLIN haben sich später intensiv mit ihrer Firmengeschichte während des 2. Weltkriegs auseinandergesetzt – auch mit den Umständen und Beteiligungen an von der Organisation Todt gesteuerten Baumaßnahmen – und sind sich der Tragweite des Geschehenen bewusst. Maßnahmen, die zur Erforschung der Tatsachen und dem Andenken der Opfer dienen, werden von den Unternehmen rückhaltlos unterstützt. So auch die Stiftungsinitiative der Deutschen Wirtschaft „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ (EVZ), deren Ziele die STRABAG-Unternehmensgruppe uneingeschränkt mitträgt.